St. Antonius

Chor&Orgel

Motetten und Orgelmusik

von Orlando di Lasso, Alessandro Scarlatti, Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Franz Schubert, Anton Bruckner, Kurt Thomas, Hermann Schroeder, Heinz Heckmann (Uraufführung)

TRIERER KONZERTCHOR
Domorganist Josef Still
Leitung: Manfred May

 

Angstvolles Pochen

Musik von Schütz bis Heckmann

Von unserem Mitarbeiter Gerhard Sander.

TRIER. Von Heinrich Schütz bis in die unmittelbare Gegenwart reicht die musikalische Bandbreite des Trierer Konzertchores bei seinem jüngsten Konzert. Einer der Höhepunkte des Abends war die Uraufführung eines Werkes von Heinz Heckmann.

Es ist ein durchaus erfreuliches Phänomen, dass in die Konzertprogramme der Trierer Organisten, Chöre und Orchester zunehmend auch die Musik des 20. Jahrhunderts Eingang findet. Auch wenn es sich dabei in der Regel weniger um Avantgardistisches aus Wien oder Köln handelt, sondern um moderate Moderne, um Komponisten, die sich in der Rolle des Vermittlers zwischen Altem und Neuem sehen. In diesem Sinne fanden sich in der Zusammenschau geistlicher Musik für die Passionszeit, die der Trierer Konzertchor unter der Leitung von Manfred May in Zusammenarbeit mit Domorganist Josef Still zusammengestellt hatte, eine ganze Reihe von Tonsetzern unserer Epoche.

Eingebettet zwischen Vokalkompositionen von Schütz, Mendelssohn oder Bruckner kamen auch Orgelwerke von Enjott Schneider (Jahrgang 1950) und Naji Hakim (Jahrgang 1955) zu Gehör sowie - besonders verdienstvoll - die Uraufführung eines Chorwerkes des Trierer Komponisten Heinz Heckmann. Im Jahre 1999 entstanden, rückt seine Motette "Tenebrae factae sunt" das Karfreitagsgeschehen in unwegsam-abseitige Mollsphären, kleidet es in eine dunkel verhangene, dem angstvollen Pochen des Herzens nachempfundene Rhythmik. Dabei steigert der Komponist bei Wortwiederholungen die Dramatik wirkungsvoll durch Straffung oder durch dezentes Anheben der Lautstärke.

Die beiden Abschllussworte "Emisit spiritum" gar wachsen sich so in sechsmaliger Wiederholung zu einem eigenen Teil des Werkes aus. Dass Heckmanns Werk - bei allem Respekt der jeglicher kreativen Leistung zu zollen ist - eine Geisteshaltung offenbart, die, selbst von Reger an Modernität weit übertroffen, mit "konservativ" nur unzureichend charakterisiert wäre, steht auf einem anderen Blatt. Die makellose, klangsatte Umsetzung durch den vorzüglich disponierten Trierer Konzertchor tat das Ihrige,kritische Anmerkungen dieser Art hintanzustellen.

Neben neuer steuerte Domorganist Josef Still auch Orgelmusik von Scheidemann, Bach und Reger zum Programm bei, wobei er seinem Ruf als Meister lyrischer Strenge und als hochsensiblem Registrator erneut alle Ehre machte. Nicht zuletzt in Hermann Schroeders "Magnificat" für Chor und Orgel, einem auf minutiöser Interaktion und genauestem Zueinanderhinspielen basierenden Werk, welches wirkungsvoll den Abschluss des begeistert aufgenommenen Konzertes bildete.

© Copyright 2001 Trierischer Volksfreund // Erschienen am Montag, dem 29. März 2001.