Innenhof des Kurfürstlichen Palais

"Ach, ich habe sie verloren": Orpheus muss seine Hoffnung auf eine Rückkehr Eurydikes endgültig begraben. Foto: Harald Tittel

C. W. Gluck: Orfeo ed Euridice

24. und 25. August 2001

Solisten:

  • Nicola Beller Carbone - Euridice
  • Martin Wölfel - Orfeo
  • Andrea Reuter - Amor
  • Manfred May - musikalische Leitung
  • Andreas May - Inszenierung
  • Stephan F. Rinke - Bühne und Kostüme
  • Reimar Toepell - Licht


Unterstützt wurde der Chor vom Sinfonietta Saarbrücken.

 

Zwei Abende voller Attraktionen

Der Trierer Konzertchor zelebriert "Orpheus und Eurydike" – Tolle Stimmen, eindrucksvolle Bilder, faszinierende Farben

Es waren nicht alle Reihen besetzt im Innenhof des kurfürstlichen Palais, aber wer nicht gekommen war, darf sich ärgern: Was bei der Zweitauflage von Glucks Oper "Orpheus und Eurydike" geboten wurde, übertraf noch das ohnehin hohe Niveau des Erst-Auflage. Plastisch, verständlich und nachvollziehbar wurde die Geschichte des Sängers Orpheus dargeboten, der am Tag der Hochzeit seine geliebte Eurydike verliert. Er entreißt sie mit der Überzeugungskraft seiner Stimme dem Reich der Toten und verliert sie dann endgültig, weil er es nicht fertig bringt, sie auf dem Rückweg zur "Oberwelt" keines Blickes zu würdigen – wie es die Götter gefordert hatten. Der Trierer Konzertchor, eigentlich kein professionelles, spielgewohntes Ensemble, hat sich die Inszenierung von Andreas May mit riesiger Akribie angeeignet. Man bewegt sich noch sicherer, gelassener als im Vorjahr auf den vielen Wegen, die die Bühnenhandlung vom Chor verlangt. Nicht Routine hat Einzug gehalten, aber Souveränität, und das erlaubt, mehr zu spielen, noch detailfreudiger die Ideen des Regisseurs umzusetzen. Die Solisten-Besetzung kann mit jeder großen Bühne konkurrieren. Neu im Ensemble ist Nicola Beller Carbone als Eurydike. Ihre Rolle ist nicht groß, aber bei mancher Sängerin reichen schon wenige Töne und Bewegungen, um das Publikum in den Bann zu ziehen. Schnell wird deutlich, warum ihre Mannheimer "Traviata" bundesweit Aufsehen erregte: Hier wächst unübersehbar eine große, enorm begabte Tragödin heran. Martin Wölfels makellose Alt-Stimme hat in den tiefen Lagen an Fundament gewonnen. Sein Orpheus könnte manchmal etwas mehr Volumen haben, an gestalterischer Kraft ist er kaum zu überbieten. Gestik und Mimik setzt er mutiger ein als im Vorjahr. Andrea Reuter (Amor) sprüht vor Spielfreude, lässt auch stimmlich nichts zu Wünschen übrig. Die Sinfonietta Saarbrücken unter der Leitung von Manfred May spielt prägnanter als noch vor Jahresfrist, kostet die Dynamik stärker aus, beflügelt die Dialoge zwischen Sängern und Orchester. Als ob der Abend nicht schon Attraktionen genug hätte, kommt auch noch Reimar Toepells betörende Beleuchtung hinzu. Er taucht die Basilika, die als mächtige Bühnen-Rückwand fungiert, ins faszinierende Farben. Ein Grund mehr, sich eine Fortsetzung der Open Air Opera zu wünschen.

© Copyright 2001 Trierischer Volksfreund // Erschienen am Montag, dem 27. August 2001.