St. Maximin

Eindrucksvoll: Dirigent Manfred May, Sopranistin Nicola Beller Carbone (rechts) sowie Mitglieder des Trierer Konzertchors und des Kurpfälzischen Kammerorchesters in St. Maximin Trier. Foto: Willi Speicher

Giacchino Rossini: Stabat Mater und César Franck: Die Sieben Worte Jesu am Kreuz

16.März 2002, 19.30 Uhr, St. Maximin, Trier, sowie 17.März 2002, 19.00 Uhr, St. Michael, Saarbrücken

  • Nicola Beller Carbone - Sopran
  • Margarethe Joswig - Alt
  • Clemens Bieber - Tenor
  • Siegmund Nimsgern - Bassbariton

Kurpfälzisches Kammerorchester Mannheim Trierer Konzertchor Leitung: Manfred May

 

Musik, die in das Herz des Glaubens zielt

Der "Trierer Konzertchor" begeistert in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin Trier

Von unserem Mitarbeiter Gerhard W. Kluth

TRIER. Wahrscheinlich zwei Trierer Erstaufführungen hatte der "Trierer Konzertchor" in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin auf seinem Programm. Mit César Francks "Die sieben Worte Christi am Kreuz" und Gioacchino Rossinis "Stabat Mater" schufen die Ausführenden eine beeindruckende Atmosphäre.

Es war ein sehr beeindruckendes Erlebnis, das Passionskonzert des "Trierer Konzertchores" in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin in Trier. An den kahlen Wänden des ehemaligen Chorraumes nur ein einsames Kruzifix, darunter der Chor und das Orchester. Der Raum erfüllt von Musik, die mitten in das Herz des christlichen Glaubens hineinzielt. Wer sich voll und ganz darauf einließ, konnte Emotion pur erleben.

Für das Programm hatte Manfred May das "Stabat Mater" von Gioacchino Rossini und César Francks "Sept paroles du christ en Croix" (Die sieben letzten Worte Christi am Kreuz) ausgewählt. Soweit May es nachvollziehen konnte, war Francks Komposition mit Sicherheit, Rossinis Werk wahrscheinlich eine Trierer Erstaufführung. Umso erstaunlicher, oder vielleicht gerade der Grund, warum viele Stühle in St. Maximin leer blieben?

Die Ausführenden waren jedenfalls für die Trierer Musikfreunde keine Unbekannten. Nicola Beller Carbone (Sopran), Margarete Joswig (Alt), Clemens Bieber (Tenor) und Siegmund Nimsgern (Bass) haben sich als Solisten international und auch in Trier ihre Meriten schon erworben. Auch das Kurpfälzische Kammerorchester aus Mannheim ist weiß Gott keine unbekannte Größe.

Natürlich war nicht alles zu loben an diesem Konzertabend. Der Chor hatte durchaus seine Intonationsschwierigkeiten, und auch bei den Solisten wackelte es hier und da einmal. Punkte, auf denen man herumreiten, sie zerpflücken könnte. Dies würden aber etwas zerstören, was bei vielen, technisch perfekten Konzerten nicht vorhanden ist – Atmosphäre.

Schon Francks Passions-Opus brachte eine fast schon betretene Ruhe in den Raum und ließ die Sterbesituation auf Golgatha in bedrückender Schwere nachvollziehbar werden. Vom ersten Satz an, einem tiefbetrübten Klagegesang als Introitus der Passionsgeschichte, bis hin zum letzten Wort Christi ("Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände") spannte May einen großen Bogen, dem alle menschliche Verzweiflung innewohnte ("Mich dürstet"), in dem aber auch immer wieder die tröstliche Zuversicht auftauchte ("Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein").

Ähnlich tiefgreifend gestaltete sich das in den Jahren 1831 bis 1841 entstandene "Stabat Mater" von Rossini. Für manchen sicherlich ein Werk mit einer sehr ungewöhnlichen Tonsprache. Der Zuhörer wird hin und her gerissen zwischen fast schon beschwingten Opernklängen und dramatischer Chromatik, die den Schmerz geradezu körperlich spürbar macht.

May hat an Rossinis Komposition nichts geschönt und geglättet, sondern hat die Gegensätze ins Rampenlicht treten lassen, wodurch ein Stück christlicher Theologie sichtbar wurde. Ohne Karfreitag ist die Osterfreude nicht denkbar, es gäbe sie nicht. So verbleibt auch die Textgrundlage des Werkes nicht in der bedrückenden Situation, die Maria angesichts des Kreuzes erlebt, sondern geht darüber hinaus und spricht am Ende von der himmlischen Herrlichkeit.

Die Atmosphäre des Abends lebte aber nicht alleine von den theologischen Inhalten, sondern auch von den überragenden Qualitäten der Ausführenden. Das Solisten-Quartett passte stimmlich perfekt zueinander und ergänzte sich ausgezeichnet. Die Einsätze des Chores kamen präzise: Mit ein Grund, warum Rossinis grandiose Doppelfuge so geriet, wie der Komponist es sich wohl gedacht hat – ein glorreiches Finale.

Dem Orchester konnte man nur beste Qualitäten bescheinigen. Einigkeit in den einzelnen Stimmen und im Gesamtklang, subtiles Pianospiel und furioses, aber niveauvolles Fortissimo. Komplimente muss man auch May machen, der es mit seinem Dirigat schaffte, Spannungen in Chor, Orchester und Publikum auch über die letzte Note hinaus zu halten.

Ein verdienstvoller Abend für alle Beteiligten, der von den Zuhörern mit minutenlangem Applaus honoriert wurde.

  © Copyright 2002 Trierischer Volksfreund // Erschienen am Montag, dem 18. März 2001.