St. Maximin

Ludwig von Beethoven: Messe C-Dur op. 86, Christus am Ölberg op.85

  • Judith Kuhn - Sopran
  • Eva Maria Günschmann - Alt
  • Helmut Wildhaber - Tenor
  • Hiroshi Matsui - Bass

Sinfonietta Saarbrücken Trierer Konzertchor Leitung: Manfred May

 

Wenn Töne erzählen

Trierer Konzertchor gedenkt Beethovens 175. Todestag

TRIER. (gkl) Mit einem Gedenkkonzert anlässlich des 175. Todestages von Ludwig van Beethoven gestaltete Manfred May mit dem Trierer Konzertchor einen beachtenswerten Abend in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin. Die Orchesterpartie hatte die Sinfonietta Saarbrücken übernommen.

Auf dem Programm stand nicht die Missa solemnis, jenes große und berühmte Spätwerk des Bonner Komponisten. May wandte sich der so genannten kleinen Beethovenmesse in C-Dur und dem Oratorium "Christus am Ölberge" zu. Beide Kompositionen entstanden im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts und haben so gar nichts mit der üblichen musica sacra des römischen Glaubens zu tun. Ganz ungeachtet der Qualität des Konzertes muss man May zudem bescheinigen, dass er Werke der musikalischen Weltliteratur angeht, die nur sehr selten erklingen. Das alleine ist unzweifelhaft schon ein Verdienst.

Die Aufführung zeigte, wie sehr sich May in die Tonsprache Beethovens vertieft hatte. Das zu Grunde liegende, sich von allem bisher da gewesenen lösende Prinzip, dem sich May ganz und gar unterwarf, lautete: Dynamik ­ Dramatik ­ Farbe ­ Kontrast. Während viele andere Messkompositionen im Gottesdienst die Geschehnisse am Altar meditativ begleiten sollen, entwickelt die C-Dur Messe ein dramatisches den Zuhörer fesselndes Eigenleben.

Sowohl Chor als auch Orchester ließen sich willig auf Mays Klangvorstellungen ein und zeichneten ein Bild, das aus dem religiösen Mysterium eine sinfonische Dichtung machte. Angefangen von einer fast schon dramatischen Vergebungsbitte im Kyrie über ein überzeugend deklamiertes Gloria bis hin zur innigen Friedensbitte im Agnus Dei bot sich dem Publikum eine runde Vorstellung vom Verständnis, das Beethoven vom Messtext hatte.

Nahtlos fügten sich in die Interpretation die Sopranistin Judith Kuhn, die Altistin Eva Maria Günschmann, Helmut Wildhaber als Tenor und der Bassist Hiroshi Matsui ein. Technisch gesehen konnten alle Vier ohne Einschränkung überzeugen. Stimmlich bildeten Günschmann, Wildhaber und Matsui ein einheitliches Trio, bei dem man Günschmann den packendsten Ton bescheinigen muss. Kuhns Stimme fiel durch einen manchmal etwas scharfen Klang leider ein wenig aus diesem charakterlichen Rahmen.

Auch Beethoven fand den Text schlecht

Für viele ein völliges musikalisches Neuland dürfte das Ölbergoratorium gewesen sein. Die Art, wie das zentrale Geschehen des christlichen Glaubens von Franz Xaver Huber im Text verarbeitet wurde, mag mit einer der Gründe sein, warum das Opus 85 nur so selten aufgeführt wird. Beethoven selber sagte darüber: "Ich weiß, der Text ist äußerst schlecht." Ungeachtet dessen eröffnete May hier Einblicke in eine Gefühls- und Gedankenwelt, die sich dem heutigen Menschen oftmals sperrt.

Wie bei der Messe, so konnten sie auch beim Oratorium eine überzeugende Leistung aufweisen.Herausragend erschien hier Wildhaber als Christus, dessen Gesicht man deutlich den nicht unberechtigten Wunsch ablesen konnte, das Werk szenisch zu gestalten.

Fazit: Eine in jeder Hinsicht äußerst gelungene Veranstaltung, in der alle Beteiligten auf hohem Niveau einem großen Künstler die Ehre erwiesen.

  © Copyright 2002 Trierischer Volksfreund // Erschienen am Montag, dem 25. November 2001.