St. Maximin

Georg Friedrich Händel: Messias

Oratorium in der Fassung von W. A. Mozart

Solisten:

  • Julia Borchert - Sopran
  • Margarete Joswig - Alt
  • Christoph Wittmann - Tenor
  • Thomas Wittig - Bass

Trierer Konzertchor
Philharmonisches Orchester Trier
Leitung: Manfred May

 

Der andere "Messias"

TRIER. Gegen Ende des Mozartjahres haben Manfred May und sein Trierer Konzertchor in St. Maximin den Salzburger Meister in seiner weit gehend unbekannten Rolle als Bearbeiter vorgestellt. "Der Messias" gehört zu vier von Mozart bearbeiteten Händelwerken.

Von unserem Mitarbeiter Hans B. Bremer.

Der Blick auf den prall gefüllten Innenraum der Abteikirche St. Maximin dürfte den Ausführenden zusätzlicher Ansporn zu Höchstleistungen gewesen sein. Und die gab es an diesem Abend in der Tat zu hören. Neben dem erstklassigen Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim, verstärkt durch einige Bläser vom dortigen Nationaltheater, hatte Manfred May ein hervorragendes und überaus homogenes Solistenquartett verpflichten können. In dessen Partien hat Mozart am stärksten in die Händelpartitur eingegriffen. So werden zum Beispiel ganze Arien transponiert oder gar einer anderen Stimme zugewiesen. Ansonsten erweiterte Mozart das barocke Orchester um Hörner, Flöten, Klarinetten, Fagotte und Posaunen.

Aufführung wie aus einem Guss

Die Ouvertüre zum Oratorium machte gleich deutlich, welche Art von Interpretation man erwarten durfte: nicht historisierend, nicht romantisierend. Stattdessen "einfach" größtmögliche Klarheit, klug gewählte Tempi, sorgfältige Phrasierung. So kann eine Aufführung wie aus einem Guss entstehen, was bei gut zweieinhalbstündiger Dauer durchaus eine Herausforderung ist.

Christoph Wittmann gab als erster Solist seine Visitenkarte ab. In der Arie "Alle Tale" glaubte man hier und da, trotz des deutschen Textes einen typisch englischen Tenor zu hören - was als Kompliment gemeint ist. Für ihn und die drei anderen Solisten gilt, dass die Textverständlichkeit überdurchschnittlich gut war. Und wenn der Bassist Thomas Wittig auch noch stimmlich und darstellerisch in Bestform ist, dann wird schon seine erste Arie ("Doch wer mag ertragen") zu einem Erlebnis, erst recht aber die spätere, technisch ungemein schwere Arie "Warum entbrennen die Heiden".

Stimme mit Strahlkraft

Wunderbar schließlich die Altistin Margarete Joswig, deren Stimme auch in der Tiefe nichts an Strahlkraft verliert, und der es, zusammen mit dem Orchester, in der Arie "O du, die Wonne verkündet in Zion" mit klugem Drängen gelingt, die gelegentliche Neigung des Dirigenten zum Schleppen auszugleichen. Und später liefert sie mit der Arie "Er ward verschmähet" einen der Höhepunkte des Abends. Für die ursprünglich vorgesehene Julia Borchert war kurzfristig die Sopranistin Iris Kupke eingesprungen. Berückend schön sang sie die Arie "Er weidet seine Herde".

Der Konzertchor zeigte sich von Anfang an in Höchstform: gute Phrasierung, ein homogenes, kräftiges Tutti, strahlende Soprane, nur die Männerstimmen allein klangen ein bisschen schwach. Zu einer ersten Glanzleistung inspirierte Manfred May seinen Chor in dem knappen "Ehre sei Gott". Aber ein wirklicher Höhepunkt wurde das "Halleluja". Bekannt, beliebt, berühmt - all das ist dieses Chorstück mit Recht. Doch mit den von May gewählten Tempi und herausgearbeiteten dynamischen Schattierungen glaubte man fast, etwas Neues zu hören. Der jubelnde Schlusschor "Würdig ist das Lamm" riss die Zuhörer förmlich von den Sitzen: lang anhaltender Applaus folgte als Dank für eine gelungene Aufführung.

© volksfreund.de 2006. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 11.12.2006.