Hohe Domkirche Trier

"Kurtrierer Musik"

Zum Kulturjahr 2007 in Kooperation mit den Moselfestwochen

Zum Europäischen Kulturjahr 2007 "Luxembourg et Grande Région" leisten der Trierer Konzertchor und die Stadt Trier ihren Beitrag mit dem Domkonzert "Kurtrierer Musik aus der Zeit der großen Trierer Kurfürsten", das in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Trier und den Moselfestwochen statt findet. Zur Aufführung gelangen Werke aus der Zeit des Karl von Lothringen (Kurfürst von Trier 1711 - 1715) und Clemens Wenzeslaus von Sachsen (Kurfürst von Trier 1768 - 1794). Beide regierten überwiegend von Koblenz aus. In eine andere Epoche reicht die Regentschaft des wohl bedeutendsten Trierer Kurfürsten Balduin von Luxemburg (Kurfürst von Trier 1307 -1354). Der wichtigste Komponist dieser spätgotischen Zeit war Guillaume de Machault (um 1300 - 1377), der auch als Sekretär am Luxemburger Hof wirkte. Bahnbrechend war seine "Messe de Nostre Dame", die wahrscheinlich zur Krönung Karls V. in der Kathedrale von Reims erstmalig erklang. Der Trierer Kammerchor wird Teile dieser Messe am Hochgrab des Kurfürsten Balduin in der West-Apsis des Domes singen. Joseph Nicolaus Torner (um 1700 - 1762) war Organist am Trierer Dom, an der Liebfrauenkirche und in St. Gangolf. Von ihm erklingt das dreisätzige Orgelwerk "Cantilenas" Unter dem Kurfürsten Karl Josef von Lothringen war Paul Ignaz Lichtenauer (1674 - 1756) Hofkapellmeister. Seine Werke repräsentieren einen glanzvollen Barockstil Händel'schen Formats. Die ausgewählten Offertorien sind Kantaten für Solisten, Chor und Orchester. Der in Brescia geborene Pietro Pompeo Sales (1729 - 1797) leitete in der Kurtrierer Residenz Koblenz-Ehrenbreitstein eine der größten Hofkapellen der damaligen Zeit (über 50 professionelle Musiker). Neben Opern, Oratorien und Instrumentalwerken hat er den Trierer Erfordernissen entsprechend vorwiegend Kirchenmusik komponiert. Die Missa in D ist für 4 Solostimmen, Chor und großes klassisches Orchester geschrieben. Außerdem erklingt seine Sinfonia in D.

Solisten:

  • Heidrun Kordes - Sopran
  • Eva Maria Günschmann - Alt
  • Christoph Wittmann - Tenor
  • Frank Blees - Bass
  • Kurpfälzisches Kammerorchester Mannheim
  • Trierer Kammerchor
  • Trierer Konzertchor
  • Leitung: Manfred May

Glanzvolle Aufführung

Kurfürstliche Musik mit dem Trierer Konzert- und Kammerchor - Werken aus der Zeit der großen Trierer Kurfürsten war ein Konzert gewidmet, das der Konzert-und Kammerchor zusammen mit Gesangssolisten und dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim im Trierer Dom gab. Die Leitung hatte Manfred May.

Trier. Das Konzert bot einen Einblick in das musikalische Schaffen in der Regentschaft der Trierer Kurfürsten Balduin von Luxemburg (1307-1354), Karl von Lothringen (1711-1715) und Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768-1802). Die "Sinfonia in D" von Pietro Pompeo Sales (1729-1797) bildete den Auftakt und gab dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim gleich die Gelegenheit, sein überragendes Können unter Beweis zu stellen. Man erlebte einen überaus warmen und ausgewogenen Klang. Ein Blick vom Konzertmeister über die Stimmführer bis zu den letzten Pulten machte deutlich, wie diese Musiker aufeinander und auf die Musik eingehen. Die dreisätzige Sinfonia selbst ist ein im besten Sinne konventionelles Stück. Der Kammerchor hatte sich inzwischen in der Westapsis am Grabmal des Kurfürsten Balduin aufgestellt und sang dort a cappella "Kyrie", "Gloria" und "Ite missa est" aus "La Messe de Nostre Dame" von Guillaume de Machault (um 1300-1377). Er gilt als bedeutendster Komponist der spätgotischen Zeit. Die Messe wurde zu einem, vielleicht zu dem Höhepunkt des Abends. Das homophon gesetzte Werk strahlt eine wunderbare Ruhe aus, die von den durch die Fenster der Westapsis ins Dominnere fallenden späten Sonnenstrahlen atmosphärisch noch untermalt wurde. Manfred May hatte seinen Chor bestens vorbereitet.

Beeindruckende Klangschönheit

Alle von der Intonation her heiklen Stellen der Messe, inklu­sive einiger ungewohnter harmo­nischer Wendungen, gelangen auf überzeugende Weise. Ein Orgelwerk von Joseph Nicolaus Torner (um 1700-1762) mit Domorganist Josef Still leitete über zur vielleicht interessantesten "Entdeckung" des Konzerts: drei Offertorien für Gesangssolisten, Chor und Orchester von Paul Ignaz Lichtenauer (1674-1756). Er erinnert ein bisschen an Händel, verfügt aber auf jeden Fall über eine durchaus eigene Tonsprache. Wieder zeigte sich der Konzertchor in Höchstform und glänzte mit beeindruckender Klangschönheit. Dazu hat May die Gabe, immer ein sehr homogenes Solistenquartett zu engagieren beziehungsweise zu formen. Christoph Wittmann (Te­nor) und Frank Blees (Bass) sangen gekonnt und zuverlässig. Unübertroffen war Eva Maria Günschmann, hier vor allem wegen ihrer ausdrucksstarken Tiefe, die sie in der Alt-Arie des zweiten Offertoriums über eine ungewöhnlich lange Strecke durchhielt.

Die Partitur der abschließenden "Missa in D" von Pietro Pompeo Sales wurde von Manfred May aus Einzelstimmen, die im Diözesanarchiv Trier lagern, neu erstellt und teilweise rekonstruiert. Heidrun Kordes (Sopran) steigerte sich auffallend vom Gloria ("Gratias") bis zum Benedictus. Im Agnus Dei fiel auf, dass Frank Blees (Bass), bei aller Strahlkraft in der mittleren Lage, doch die "richtige" Tiefe fehlt. Und Eva Maria Günschmann glänzte mit einem wunderbaren "Quoniam" und ebenso, zusammen mit Heidrun Kordes, im "Et incarnatus est". Wie schon angedeutet: Sales komponiert konventionell, tut dies aber ziemlich gekonnt. Herzlicher Applaus war der Dank des Publikums für ein bemerkenswertes Musikerlebnis.

hpl/bru

© Volksfreund 2007. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 11.06.2007.