ehemalige Reichsabtei St. Maximin

Joseph Groben begab sich auf musikalische Spurensuche nach Konstantin. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Der Sieg Konstantins an der Milvischen Brücke ist Thema einer Aufführung. Foto: privat

Philipp Jakob Riotte : Der Sieg des Kreuzes

Oratorium für Soli, Chor und Orchester nach der religiösen Dichtung von J.C.Bernard Erste und einzige Aufführung am 28. November 1852 Wiederaufführung im Rahmen des Kulturjahres 2007

Solisten:

  • Andreas Post, Tenor - Konstantin
  • Vinzenz Haab, Bass - Maxentius
  • Anne Katrin Fetik - Sopran, Julia
  • Jean-Paul Majerus, Bass - Ältester der Christengemeinde

Es musizierten:

  • ein Solistenchor mit Ursula Dimmer, Manou Walesch, Benedikt Schillo, Jeff Speres
  • der Trierer Konzertchor (Leitung: Manfred May)
  • der Friedrich Spee Chor (Leitung: Martin Folz)
  • das Luxemburger Kammerorchester "Les musiciens" (Leitung: Nicolas Brochot)

Späte Ehre für Konstantin

Das Konstantin-Fieber hat die Region fest im Griff. Die Geschichte des römischen Imperators steht im Mittelpunkt vieler Ausstellungen. Aber es wird auch einen musikalischen Höhepunkt im Konstantinjahr geben. Der Luxemburger Joseph Groben hat ein Oratorium wieder ntdeckt, das von Konstantin handelt, von einem regionalen Musiker geschrieben wurde - und am 27. Oktober in der Abtei Maximin aufgeführt wird.

Von unserem Redakteur Hans-Peter Linz.

Luxemburg/Trier. Das Leben des Kaisers, der als Wegbereiter des Christentums gilt, war vor über 100 Jahren ein großes Thema für einen kleinen saarländischen Komponisten. Die Rede ist von Philipp Jakob Riotte (1776 - 1856), der Konstantin zu Ehren ein Oratorium geschrieben hat, das bislang nur ein einziges Mal aufgeführt wurde: am 28. November 1852. Über 150 Jahre später hat ein Luxemburger Sprachlehrer das verschollene Oratorium wieder entdeckt und plant eine erneute Aufführung, bei der erstmals Trierer Konzertchor, der Friedrich-Spee-Chor und das Luxemburger Kammerorchester "Les Musiciens" gemeinsam musizieren werden.

Musik ist für Joseph Groben eine Passion. Seit 33 Jahren leitet er das von ihm gegründete Luxemburger Kammerorchester. Seine Suche nach dem verschollenen Oratorium über Konstantin gleicht einer Detektivgeschichte und führte über Trier, St. Wendel und Bonn bis nach Wien. "Es fing damit an, dass wir für das europäische Kultur-Hauptstadtjahr einen Komponisten aus der Großregion finden wollten", erzählt Groben. Nach langer Suche in verschiedenen Archiven fand Groben einen ersten Hinweis auf einen Komponisten aus dem Saarland. Philipp Jakob Riotte wurde 1766 in St. Wendel geboren und war zu Beginn seiner Karriere Organist in Trier, anschließend in Frankfurt und Offenbach. Ihn verschlug es wie viele junge Komponisten nach Wien.

Zu Lebzeiten war Riotte ein bekannter Komponist

Zu Lebzeiten war er ein bekannter Komponist, dessen Popularität nur noch von Mozart und Beethoven überragt wurde, erläutert Groben. Allerdings geriet sein Metier, zeittypische Unterhaltungsmusik für das Wiener Theaterpublikum zu schreiben, zunehmend in den Hintergrund. Die aufkommende Romantik läutete das Ende der Wiener Klassik ein. In dieser Zeit hatte ein Zeitungsredakteur, Joseph Karl Bernard, für Ludwig van Beethoven den Oratorientext einer Hommage an den römischen Kaiser Konstantin verfasst. "Der Sieg des Kreuzes" nannte sich das Chorwerk, das von Konstantins Sieg über seinen Rivalen Maxentius handelt. Im Zentrum steht - wie sollte es anders sein - die berühmte Kreuzesvision des Kaisers bei der Schlacht an der Milvischen Brücke. Beethoven erhielt das Libretto im Herbst 1823, aber zu einer Vertonung sollte es nicht mehr kommen. Knapp 30 Jahre gingen ins Land, bis das mittlerweile in Vergessenheit geratene Libretto an Riotte gelangte, der als begeisterter Anhänger Beethovens damit begann, es im hohen Alter von 76 Jahren zu vertonen.

Ein einziges Mal gelangte es zur Aufführung. Dann wurde es erneut vergessen. Die Partituren schlummerten 150 Jahre lang bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, wo sie Groben vor wenigen Monaten wieder ausgegraben hat. "Die wussten gar nicht, was sie da in ihrem Archiv liegen haben," wunderte sich der Musik-Spezialist. Das Libretto zum Oratorium fand er im Bonner Beethoven-Archiv und konnte so Text und Musik zusammenführen. Groben will das vergessene Oratorium wieder zum Klingen zu bringen. "Das einzige große Werk über Konstantin - was wäre passender, als es in Trier zur Aufführung zu bringen," freut sich Groben. Dazu waren rund 500 Stunden Arbeit nötig. Die Partitur musste analysiert werden, die Noten musten nochmals in lesbarer Form übersetzt und in den Computer eingegeben werden. Dabei half ihm André Reichling, Chef der Luxemburger Militärkapelle. Das Oratorium ist zudem sehr personalintensiv, insgesamt neun Arten von Chören sind nötig, dazu diverse Solisten. Eine Mammut-Aufgabe, aus alten vergilbten Noten und Texten eine zeitgemäße Konzertaufführung zu machen. Aber der Großteil der Arbeit ist inzwischen getan. Groben gelang es, sowohl den Trierer Konzertchor unter Leitung von Manfred May als auch den Friedrich-Spee-Chor unter Leitung von Martin Folz zu verpflichten. Dazu wird das Luxemburger Kammerorchester "Les Musiciens" unter Leitung von Nicolas Brochot spielen. "Die Mannschaft steht", freut sich Groben - jetzt muss nur noch geprobt werden. Der Vorverkauf zu dem Konzert, das am 27. Oktober, 20 Uhr, in der Abtei St. Maximin in Trier stattfindet, beginnt in Kürze.

© Volksfreund 2007. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 23.08.2007.

 

Der Sieg des Kreuzes: "Ein außergewöhnliches Oratorium"

Seit langer Zeit singen der Trierer Konzertchor und der SpeeChor gemeinsam, unterstützt vom Luxemburger Orchester "Les musiciens". Anlass ist die Aufführung des lange Zeit verschollenen Oratoriums "Der Sieg des Kreuzes" des Komponisten Riotte am kommenden Samstag, 27. Oktober. Thema: Der Sieg Kaiser Konstantins an der "Milvischen Brücke" vor 1700 Jahren.

Von unserem Mitarbeiter Gerhard W. Kluth

 

Trier. Philipp Jakob Riotte, Komponist, geboren 1776 in St. Wendel, gestorben 1856 in Wien: Es ist nur eine sehr kleine Schar von Insidern, bei denen es bei diesen biografischen Angaben klingelt, die sofort sagen: Natürlich kenne ich diesen Namen. Er hat eine Sinfonie geschrieben, ein Konzert für Flöte und Orchester und ein Klarinettenkonzert.

Dann aber wird es auch bei den Eingeweihten recht dünn. Kaum jemand weiß, dass dieser Maestro ein sehr umfangreiches Oeuvre hinterlassen hat, das beispielsweise 50 Opern umfasst. Auch wenn man einmal die Witterung aufgenommen hat und sich einen erweiterten Wissensstand "er-googeln" möchte, kommt man nicht allzu weit.

Immerhin aber kann man erfahren, dass Riotte seine Laufbahn als Kirchenmusiker unter anderem an der Seminarkirche in Trier begonnen hat. Es folgten Kapellmeisterposten in Gotha und in Magdeburg, bevor es ihn ins damalige Zentrum des europäischen Musiklebens, nach Wien verschlug.

Nun könnte man natürlich sagen: Einer der vielen Kleinmeister mit einer regional bezogenen Bedeutung. Davon haben wir viele. Das aber kann nicht stimmen. Schaut man sich die Wiener Aufführungsannalen der damaligen Zeit an, fällt auf, dass die Opern dieses Kompositionsschülers von Johann Anton André sich allergrößter Beliebtheit erfreuten, größer noch als die Opern eines Gioacchino Rossini. Lediglich die Werke eines Wolfgang Amadeus Mozart standen in der Gunst des Publikums noch höher.

Im Alter von 75 Jahren verfasste Riotte 1852 ein Oratorium, dessen Libretto vom Journalisten Josef Carl Bernard stammte. Eigentlich sollte Ludwig van Beethoven die Musik schreiben. Der aber kam wohl nicht mehr dazu. Nach der Uraufführung äußerte sich niemand Geringeres als Eduard Hanslick, seinerzeit die wohl schärfste Kritikerzunge überhaupt, dazu und stufte das Werk als ein "außergewöhnliches Oratorium" ein. Ein Ritterschlag für den Komponisten.

Aufführung am Samstag, 27. Oktober

Der Luxemburger Joseph Groben hat dieses Werk mit dem Titel "Der Sieg des Kreuzes" in Wien ausgegraben. Dort schlummerte es unentdeckt im Archiv der Wiener Musikfreunde (der TV berichtete). Der Inhalt des Oratoriums befasst sich mit einem Tag im Leben des Kaisers Konstantin, genauer gesagt, mit dem 28. Oktober 312. Dies ist der Tag der Schlacht an der Milvischen Brücke.

Nahezu exakt 1695 Jahre nach diesen Ereignissen, nämlich am 27. Oktober, wird das Opus summum von Riotte in der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin um 20 Uhr zum zweiten Mal überhaupt zur Aufführung kommen. Groben trat mit seiner Idee, die Komposition in Trier erklingen zu lassen, sowohl an den Trierer Konzertchor als auch an den Friedrich-Spee-Chor heran. Beide Chöre hatten allerdings ihre Konzertprogramme für das laufende Jahr schon erstellt und sahen sich nicht in der Lage, das gewaltige zweiteilige Opus zu bewältigen. Aus dieser Not machte man eine Tugend, was dazu führte, dass der erste Teil vom Konzertchor, der zweite vom Spee-Chor übernommen wird. Eine Kooperation, die es seit vielen Jahren nicht mehr gegeben hat.

Es singen: Andreas Post, Tenor, Konstantin; Vinzenz Haab, Bass, Maxentius; Anne Katrin Fetik, Sopran, Julia; Jean-Paul Majerus, Bass, Ältester der Christengemeinde; ein Solistenchor mit Ursula Dimmer, Manou Walesch, Benedikt Schillo, Jeff Speres, der Trierer Konzertchor (Leitung: Manfred May); der Friedrich Spee Chor (Leitung: Martin Folz); das Luxemburger Kammerorchester "Les musiciens" (Leitung: Nicolas Brochot).

Karten gibt es in den Trierer Musikhäusern, im Museumsshop des Simeonstiftes und an der Abendkasse.

© Volksfreund 2007. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 25.10.2007.