Innenhof des Kurfürstlichen Palais

Triers bester Konzertsaal: Der Innenhof des Kurfürstlichen Palais an der Basilika-Fassade, Stammsitz des Konzertchors. Foto: Konzertchor

Christina Clark übernahm die Rolle der Theodora. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Rund 500 Zuhörer erlebten Händels Oratorium in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Georg Friedrich Händel: Theodora

Oratorium in 3 Akten

Solisten:

  • Christina Clark, Sopran - Theodora
  • Gundula Schneider, Mezzosopran - Irene
  • Andreas Taubert, Altus - Didymus
  • Christoph Wittmann, Tenor - Septimius
  • Thomas Berau, Bariton - Valens


Kurpfälzisches Kammerorchester Mannheim | Trierer Konzertchor
Leitung: Manfred May

 

Das ganz große Drama

Liebe, Treue, Tragik, Opfer: Der Trierer Konzertchor bringt Händels "Theodora" auf die Bühne

Alle Jahre wieder bereichert der Trierer Konzertchor das Kulturangebot um ein spektakuläres Open-Air im Innenhof des Kurfürstlichen Palais. In dieser Saison widmet sich der ambitionierte Laienchor mit starker solistischer Besetzung einer Rarität: Händels geistlicher Oper "Theodora".

Von unserem Redakteur Dieter Lintz.

Trier.Man braucht ein bisschen Fantasie, um sich bei der Probe im schmucklosen Klassenraum des Max-Planck-Gymnasiums vorzustellen, vor welch' grandioser Kulisse diese Musik in wenigen Tagen aufgeführt wird. Aber so konzentriert, wie die Sänger arbeiten, haben sie für das Ambiente ohnehin weder Ohr noch Auge.

Viele verschiedene Rollen für den Chor

Der Chor hat viel zu tun, übernimmt gleich mehrere Rollen: Mal leiht man jubelnden Römern die Stimme, mal gierigen alten Männern, mal verfolgten Christen. "Hören Sie sich an, wie exakt der Komponist die unterschiedlichen Charaktere musikalisch ausdrückt", schwärmt Dirigent Manfred May. Seit er in den neunziger Jahren in Karlsruhe eine szenische Aufführung der "Theodora" miterlebte, hat er davon geträumt, diesem selten gespielten Werk zur angemessenen Aufmerksamkeit zu verhelfen.

"Mehr Text", fordert May ein übers andere Mal von seinen Sängern. Das Publikum soll verstehen können, was im Rahmen der Handlung passiert. Denn "Theodora" ist zwar religiös grundiert, aber ansonsten eher eine aktionsgeladene Oper als ein Oratorium. Thomas Morells Libretto erzählt von der Christin Theodora, die sich der Willkür eines römischen Statthalters nicht beugen will und sich zur Strafe prostituieren soll. Ihr Geliebter, ausgerechnet ein römischer Offizier und heimlich bekehrter Christ, rettet sie vor der Schande, wenn auch nicht vor dem Tod. Liebe, Treue, Tragik, Opfer: Da fehlt nichts, was das große Drama ausmacht.

Das war bei der Uraufführung 1750 offenbar mehr, als das Publikum auszuhalten vermochte: "Theodora" wurde ein Misserfolg, zu christlich für das weltliche Publikum, nicht fromm genug für das gläubige. Das Werk blieb ein Stiefkind des Repertoires, obwohl Händel selbst es als seine größte Komposition, noch vor dem "Halleluja", einstufte. Eine Einschätzung, die Manfred May teilt: Er ist begeistert von der Schönheit der Arien und der lautmalerischen Musikalität der Orchester-Passagen.

Kein Wunder, dass der Dirigent und seine 100 Sänger auch an eine szenische Aufführung gedacht haben, so wie einst, als man mit "Orpheus und Eurydike" und "Dido und Aeneas" Glanzlichter setzte. Aber die Realität sieht anders aus: "Wir haben die Finanzen einfach nicht, um den zusätzlichen Aufwand zu stemmen" sagt Manfred May. Thema abgehakt.

Da investiert man lieber in eine hochkarätige Solisten-Besetzung. Die Theodora singt Christina Clark vom Aalto-Theater Essen, deren Liederabend im Kurfürstlichen Palais ebenso in bester Erinnerung ist wie ihre Opern-Auftritte in Merzig und Trier. Mit Gundula Schneider (Oper Karlsruhe), Christoph Wittmann und Thomas Berau (beide Nationaltheater Mannheim) übernehmen renommierte Konzertchor-Stammgäste weitere Rollen. Gespannt sein darf man auf den jungen Counter-Tenor Andreas Taubert, der seit seiner Zusammenarbeit mit Harry Kupfer in der Schloss-Oper Rheinsberg hoch gehandelt wird.

Als versierten Klangkörper hat May einmal mehr das Kurpfälzische Kammerorchester Mannheim verpflichtet, das schon für etliche Großproduktionen des Konzertchors die musikalische Kulisse lieferte. Nun hofft man auf eine Wetterlage, die die langen Mühen der Vorbereitung belohnt - andernfalls zieht man nach St. Maximin um.

Karten in den TV-Presse-Centern Trier, Wittlich, Bitburg und bei der TV-Tickethotline 0651/7199-996.

© Volksfreund 2008. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 20.08.2008.

 

Händel-Oratorium in Trier: ein Trauerspiel

Nicht ganz überzeugen konnte das Oratorium "Theodora" von Georg Friedrich Händel. Wegen schlechten Wetters musste das vom Trierischen Volksfreund präsentierte Konzert vom Innenhof des Kurfürstlichen Palais in die Halle der ehemaligen Abtei St. Maximin in Trier ausweichen.

Von unserem Mitarbeiter Gerhard W. Kluth

 

Trier.Bei der Uraufführung 1750 in London war das Oratorium "Theodora" von Georg Friedrich Händel ein glatter Reinfall, und das, obwohl das Opus eigentlich ein grandioses Werk darstellt. Es ist ein Trauerspiel um eine römische Christin, die sich weigert, Jupiter zu opfern, und dafür als Strafe als Prostituierte arbeiten soll. Didymus, ein römischer Offizier und Christ, will sie vor dieser Schande bewahren und verhilft ihr zur Flucht. Dafür soll er mit dem Tode bestraft werden, was wiederum Theodora nicht zulässt, in dem sie sich stellt. Am Ende werden beide hingerichtet. Kein Stoff also, der zu Jubel und Begeisterung Anlass gibt.

Es war keine dramatische Aufführung von gut zweieinhalb Stunden, nach der man angetan und im Innern bewegt den Heimweg hätte antreten können. Gründe hierfür gab es viele. Da war zunächst einmal der Raum und die damit verbundene Text(un)verständlichkeit. Spätestens ab Sitzreihe zehn hatte man keine Chance mehr, etwas von dem zu verstehen, was die Sopranistin Christina Clark (Theodora), Gundula Schneider (Mezzo) als Irene, Bariton Thoma Berau als Valens oder Tenor Christoph Wittmann als Septimus anzubieten hatten. Lediglich Countertenor Andreas Taubert als Didymus war mit seiner kraftvollen und herausragenden Stimme in der Lage, den Raum für sich in Besitz zu nehmen. Warum die Solisten trotz der ohnehin schwierigen Verhältnisse auch noch mit überzogenem Vibrato ihre Verständlichkeit torpedierten, wird ihr Geheimnis bleiben. Das Kurpfälzische Kammerorchester Mannheim ist kein ausgewiesenes Barockorchester, ist eher in der Klassik und in der Moderne beheimatet. Trotzdem aber sollte man erwarten, dass der Klangkörper sich einig ist und wenigstens ab und zu einmal auf den Dirigenten achtet. Manfred May konnte sich abstrampeln, soviel wie er wollte, es nutzte nichts. Auch der Konzertchor, der sich zweifelsohne die größte Mühe gab, konnte nicht wirklich glänzen, tat es vor allem in den Einsätzen dem Orchester gleich, klebte, ebenso wie mancher Solist, in den Noten und konnte schon aus optischen Gründen gar nicht dem folgen, was May sich bemühte anzuzeigen. Dass unter solchen Voraussetzungen eine tiefere musikalische Ausdeutung auf der Strecke bleiben musste, versteht sich fast von selbst. Die Folge war ein langatmiges Werk, das sowohl für die Interpreten als auch für das Publikum zu einer Anstrengung wurde.

© Volksfreund 2008. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 24.08.2008.