St. Maximin

Franz Grundheber. Foto: TV-Archiv

Johannes Brahms: Ein Deutsches Requiem

Zum 175. Geburtsjahr von Johannes Brahms

Solisten:

  • Franz Grundheber, Bariton
  • Barbara Dobrzanska , Sopran


Philharmonisches Orchester Trier | Trierer Konzertchor
Leitung: Manfred May

 

Würdiges Geburtstagsgeschenk

Den 175. Geburtstag von Johannes Brahms nimmt der Trierer Konzertchor zum Anlass für einen spektakulären Saison-Abschluss: Zu Brahms' "Deutschem Requiem" kommen Franz Grundheber und Barbara Dobrzanska.

Trier.(DiL) Die berühmte Chor-Kantate nach Texten der Bibel gehört auch in der Region Trier zu den beliebtesten und meistaufgeführten Chorwerken. Nach dem Spee-Chor 2004, dem Uni-Chor 2005, dem Bach-Chor 2006 und dem Westeifel-Chor 2007 bietet der Konzertchor am 2. November in St. Maximin die reizvolle Gelegenheit zum Vergleich.

Dirigent Manfred May hat sich dafür nicht nur die städtischen Philharmoniker geholt, sondern auch zwei besondere Gäste: Als Solisten sind Weltstar Franz Grundheber und die Sopranistin Barbara Dobrzanska mit von der Partie. Grundheber, zuletzt an der Semper-Oper für seinen "Macbeth" gefeiert, hat zwischen Scarpia in Hamburg und Jago in Wien wieder einmal einen Termin für Trier freigeschaufelt. Dobrzanska, die in den 1990er Jahren am Theater Trier brillierte, singt seit Jahren die großen Partien des italienischen Opern-Fachs am Staatstheater Karlsruhe - zurzeit ist sie erfolgreich als Madeleine in "Andrea Chenier" und Liu in "Turandot".

"Deutsches Requiem" am Sonntag, 2. November in St. Maximin. Karten gibt es in den TV-Servicecentern Trier, Bitburg, Wittlich und unter der TV-Ticket-Hotline 0651/7199-996

© Volksfreund 2008. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 10.10.2008.

 

Ein Quantum Trost

Volles Haus in St. Maximin in Trier beim "Doppelpack" des Trierer Konzertchors: Neben dem "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms gab es die "Jedermann-Monologe" von Frank Martin in der Orchester-Fassung mit Franz Grundheber.

Von unserem Redakteur Dieter Lintz.

Trier.Mag sein, dass die Kombination dem Zufall geschuldet war, weil Franz Grundheber als Solist des Requiems gerade eine CD mit den Jedermann-Monologen herausgebracht hat. Aber die Zusammenstellung beider Werke erwies sich als ausgesprochener Glücksfall, behandeln sie doch das gleiche Thema in höchst unterschiedlichen Ansätzen und aus verschiedenen Blickwinkeln. Gibt es im Angesicht des Todes eine Chance auf Erlösung, trotz aller Verfehlungen?

Brahms, der die Hinterbliebenen im Fokus hat, verabreicht da fraglos das größere Quantum Trost, Frank Martins "Jedermann", der vom Sterbenden selbst ausgeht, setzt - zumindest musikalisch - eher Fragezeichen.

Und wer könnte letztere besser in Töne kleiden als Franz Grundheber, der auch auf der Opernbühne eher ein Mann der Zweifel als der Gewissheiten ist?

Ob sich Jedermann die Angst vor der letzten Reise von der Seele singt, ob er vergeblich den Fetisch seines Reichtums beschwört, ob er schicksalsschwanger mit der Realität des nahenden Todes ringt oder am Ende kleinlaut um göttliche Gnade bittet: Grundheber verleiht den Emotionen der Figur und den Texten Hofmannsthals Klarheit, Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft. Eine konzentrierte, aufmerksame Leistung der von Manfred May dirigierten städtischen Philharmoniker, die Martins schroffe, kontrastreiche Farben zum Leuchten bringen: insgesamt eine sehr lohnenswerte Entdeckung.

Beim "Deutschen Requiem" gibt es nicht mehr so viel Neues zu entdecken. Das mächtige Brahms-Frühwerk ist ein Hit der Chor-Literatur und in seiner melancholischen Würde ein Werk, das seine Wirkung als Seelen-Balsam selten verfehlt.

Der Konzertchor glänzt, wie man ihn kennt: mit schönen Klangfarben und großer Innigkeit. Und doch fehlt stellenweise die Prägnanz, das Wuchtige, Überhöhende. Vieles bleibt im Ungefähren, auch beim Orchester. Das "poco andante" im ersten Teil wird, wenn auch die Notenwerte eingehalten werden, zum gefühlten "adagio". Erst in der zweiten Hälfte überwindet der Chor die leichte Tendenz zum Verwaschenen und Schleppenden, und dann wächst ihm auch eine überzeugende Durchschlagskraft zu. "Tod, wo ist dein Stachel?" - aus dieser provokativen Frage schimmert am Ende bereits eindrucksvoll die Gewissheit auf, keine Angst mehr haben zu müssen.

Franz Grundheber steuert vorzügliche Wortverständlichkeit und präzise Gestaltungskraft bei. Und Barbara Dobrzanska, wiewohl sprachlich weniger exakt, verströmt mit ihrem warm timbrierten Sopran ein zutiefst menschliches Mitgefühl, dem man die tröstliche Verheißung des Wiedersehens und der Freude aus ganzem Herzen abnimmt. Am Ende freundlicher Beifall im gut besetzten Saal.

© Volksfreund 2008. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 04.11.2008.