St. Maximin Trier

J.S. Bach: Matthäuspassion

Weitere Informationen:

Solisten

  • Maraile Lichdi (Sopran)
  • Margarete Joswig (Alt)
  • Helmut Wildhaber (Tenor)
  • Tobias Scharfenberger (Bariton)
  • Dominik Nekel (Bass)

Es musizieren

  • Chor des Musikinstituts Koblenz
  • Trierer Konzertchor
  • Trierer Kinderchor
  • Rheinische Philharmonie Koblenz

Einstudierung und Leitung

  • Jochen Schaaf
  • Manfred May
  • Thomas Trabusch

Ergreifende Passion

An zwei aufeinanderfolgenden Abenden konnte man am letzten Wochenende Johann Sebastian Bachs Passionen in der Luxemburger Philharmonie (nach dem Evangelisten Johannes) und in Trier, St. Maximin (nach Matthäus), hören. Interessanterweise kamen beide Dirigenten, Christoph Prégardien in Luxemburg und Jochen Schaaf in Trier, zu ähnlichen Ergebnissen in ihren Interpretationen, die den opernhaft-dramatischen Gehalt der Passionen in den Vordergrund rückten.

Dabei lieferte Schaaf, der das lange und komplizierte Werk auswendig dirigierte, eine höchst lebendige und, was Dynamik und Tempo angeht, sehr flexible Darbietung, die das Werk dem Zuhörer plastisch und ergreifend nahe brachte.

Vergleicht man beide Aufführungen, so erkennt man, dass sowohl auf historischen Instrumenten musizierendes Orchester als auch ein modernes, wie das aus Koblenz angereiste Staatsorchester Rheinische Philharmonie, Bachs Passionen überzeugend umsetzen kann. Solistisch (Streicher wie Bläser) wie als ganzer Klangkörper folgten die Koblenzer Musiker ihrem Dirigenten mit Engagement und Präzision.

Eine große Leistung muss man auch den beiden Chören, dem Trierer Konzertchor und dem Chor des Musikinstituts Koblenz, bescheinigen, welche die zweichörige Anlage der Passion lebhaft deutlich machten.

Neben den mit Chormitgliedern gut besetzten kleinen Rollen überzeugten nicht zuletzt die Gesangssolisten: Tobias Scharfenberger als ausdrucksstarker Christus, der Wiener Tenor Helmut Wildhaber facettenreich als Evangelist und flexibel in den Arien, die Sopranistin Maraile Lichdi, die ihre Arien in zarter Tongebung vortrug und Margarete Joswig (Alt) und Dominik Nekel (Bass), die mit ihren expressiven Interpretationen bestens in Schaafs künstlerisches Gesamtkonzept passten.

 wort.lu 2012. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Luxemburger Wort.

 

Großartiges Erlebnis

Zur Aufführung von Bachs Matthäus-Passion in St. Maximin (TV vom 26. März):

Hans Biewer, Kempten

Von Sängern des Trierer Konzertchors war ich eingeladen worden zur J. S. Bachs Matthäus-Passion. Ich bereue die weite Fahrt nicht, es war ein großartiges musikalisches wie auch allgemeinmenschliches Erleben, ein Einstimmen in die Passionszeit.

Denkbar schwierig schien mir zunächst die Turnhallenatmosphäre dieser ehemaligen Kirche St. Maximin. Doch bereits der erste Chor eröffnete die Richtung in eine Welt der Innerlichkeit, die der Schlusschor vollendete. Der dankbare stehende Applaus am Ende dieses wunderbaren Werkes konnte nur ein bescheidener Ausdruck sein für das, was als Erlebnis empfangen worden war.

Der Mut des Dirigenten, auf Notenvorlage zu verzichten, sei als Geste für das musikalisch Gegenwärtige dieser Aufführung erwähnt.

Volksfreund 2012. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 07.04.2012.

 

In welchem Konzert war der Rezensent?

Zum Artikel "Zwischen Barock und Romantik" (TV vom 26. März):

Leonore Hardes, Trier

"Sollte es nun barock oder romantisch sein?" Darf eine andere Frage daran angeknüpft werden: Kann es sein, dass hier von zwei verschiedenen Konzerten die Rede ist - das gleiche Werk, zur gleichen Zeit, am gleichen Ort? Eigentlich nicht!

So verwundert die Aussage des Rezensenten, "vibrationsschwangere und pathetische Stimmen" bei Sopranistin, Altistin und Bassist gehört zu haben. Chormitglieder, die kleinere Solopartien übernahmen, "lieferten eine beachtliche Leistung". Was der Rezensent dem Leser mit dieser Formulierung konkret mitteilen? Weiter heißt es: "Die Chöre waren deutlich um eine engagierte Leistung bemüht, was man dem Orchester nur bedingt bescheinigen kann."

Zur Information des Rezensenten - die Chöre zeigten schon Monate und vor allem die Woche vor der Aufführung Engagement und bemühten sich nicht nur.

Es wäre zu begrüßen, wenn der Rezensent sich mit der Bedeutung dieser Formulierung, die man auch häufig in Zeugnissen findet, vertraut machen könnte. Sie sagt dem Leser diplomatisch: Die Leistung reicht trotz Bemühens nicht aus. Sollte das hier die Aussage sein? Kein Wort über die Solo-Passagen der Orchestermitglieder!

Weiter beklagt der Rezensent, dass "die elementar wichtige stereofone Wirkung der Doppelchörigkeit bei Chor und Orchester sich durch Entfernung und Aufstellung der Akteure verlor". Es wäre sicherlich nicht nur für die "Akteure" an diesem Abend von großem Interesse, wenn Vorschläge zur Maximierung der "Aufstellung" kämen, ohne den finanziellen und personellen Rahmen zu sprengen.

Im Übrigen sollte man dem Konzertbesucher schon zutrauen, recht und links und ein "Durcheinander" voneinander unterscheiden zu können - die Chöre I und II standen im Block nebeneinander, das Orchester war davor positioniert. Die Entfernung zum Dirigenten war der Anzahl der Mitwirkenden geschuldet, die am Ender der Aufführung nach Eindruck des Rezensenten "mit freundlich langem Applaus" belohnt wurden.

Nach Ende des Konzerts herrschte eine beeindruckend lange Stille, bevor die Konzertbesucher den Mitwirkenden minutenlang begeisterten Applaus spendeten. Das Foto im TV, für dessen Aufnahme der Rezensent längere Zeit verschiedene Positionen im Kirchenschiff eingenommen hatte, dokumentiert eindrucksvoll die große Anzahl der Bemühten, vor allem das "große Stimmpotenzial"!

 © Volksfreund 2012. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 07.04.2012.

 

Fein abgestufte Klangbilder

Zum Artikel "Zwischen Barock und Romantik" (TV vom 26. März):

Walter Fuchs, Newel

Sich als Chormitglied zu der Rezension einer Aufführung zu äußern, erscheint auf den ersten Blick vermessen. Aber ich möchte das Augenmerk nicht auf den Choranteil richten, sondern auf das, was ich in den Chorpausen wahrnehmen konnte. Ich hörte eine vorzüglich spielende Staatsphilharmonie Koblenz, deren Solisten, die vom Rezensenten nicht erwähnt werden, in den Bach'schen Arien kammermusikalisch fein abgestufte Klangbilder schufen. Hierbei trafen Gesangssolisten genau den kontemplativen intensiven Ton, den die meisten dieser Arien erfordern. Ihnen eine für Bach unpassende Stimme vorzuwerfen, ist wohl den dem Zeitgeist verpflichteten Dogmen der historisch informierten Aufführungspraxis geschuldet. Des Weiteren hörte ich einen auswendig dirigierenden Dirigenten, der sehr wohl einen roten Faden in seiner Konzeption verfolgte, die musikalische Textausdeutung in den Vordergrund stellte und sich so jeder plakativen Einordnung in die Schubladen "barock" und "romantik" entzog.

 Volksfreund 2012. Alle Rechte vorbehalten. // Erschienen im Trierischer Volksfreund am 13.04.2012.